Chronische Erschöpfung – und der Mythos, dass alles nur im Kopf passiert

Immer mehr Betroffene

Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Menschen deutlich an, die aufgrund chronischer Erschöpfung und ihrer Begleitsymptome den Alltag nicht mehr bewältigen können.

Ungenügende Abklärungen

Diagnostik und Behandlung der chronischen Erschöpfung haben in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. Trotzdem werden viele Betroffenen bis heute ungenügend abgeklärt. Ein Teil der Betroffenen, die an chronischer Erschöpfung leiden, erhalten die Diagnose Long-Covid. Viele werden mit der Aussage «das ist psychisch!» sich selbst überlassen.

ME/CFS und Long-Covid: Wenn der Körper nicht mehr kann

ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) wurde 1969 von der WHO als neurologische Erkrankung anerkannt. Long-Covid zeigt viele Parallelen zu ME/CFS und wird daher als verwandte Erkrankung eingeordnet.
ME/CFS und Long-Covid sind schwere, komplexe Erkrankungen mit deutlicher Einschränkung der Alltagsbelastbarkeit. Die Erschöpfung kann so weit gehen, dass die      Betroffenen keine Kraft mehr haben die Nahrung zu kauen.

Standard-Diagnostik reicht oft nicht

Eine chronische Erschöpfung ist immer ernst zu nehmen und muss abgeklärt werden. Die Standarddiagnostik ist wichtig, um Erkrankungen auszuschließen. Unauffällige Befunde bedeuten nicht automatisch, dass die Symptome eine psychische Ursache haben – sie zeigen vielmehr, dass weiterführende Abklärungen erforderlich sind.

Symptome

Hauptsymptom der ME/CFS ist eine ausgeprägte Belastungsintoleranz (Postexertionelle Malaise, PEM). Bezeichnend ist, dass bereits geringe körperliche oder geistige Anstrengung zu einer deutlichen und langanhaltenden Verschlechterung der Krankheit führen können. Weitere Symptome umfassen nicht-erholsamen Schlaf, Kreislaufprobleme, kognitive Einschränkungen, Schmerzen, Muskelschwäche, grippeähnliches Unwohlsein und „Hirnnebel“.

Studien zeigen ein alarmierendes Bild

  • In Studien aus der Schweiz und Großbritannien berichten rund 90 % der Betroffenen, dass ihre Symptome nicht ernst genommen werden. 1,2
  • Ein Drittel der Betroffenen hat Suizidgedanken. 1,2
  • Viele meiden ärztliche Hilfe aus Angst vor
  • Stigmatisierung und Missverständnissen. 1,2
  • Bis zu 91 % der ME/CFS-Betroffenen in den USA erhalten keine Diagnose (Mayo Clinic Proceedings). 3
  • Laut Verywell Mind erhalten schätzungsweise 84 % der Erkrankten keine Diagnose. 4

ME/CFS und Long-Covid ist keine Folge von Faulheit und keine
psychiatrische Erkrankung. Das ist durch Forschung deutlich widerlegt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert ME/CFS als
neurologische Krankheit. Nur 5-10% der ME/CFS Betroffenen erhohlen
sich von der Krankheit. Bei Long-Covid  erholen sich 60-80% der
Betroffenen nach Monaten (vor allem bei leichteren Verläufen).
Bei den restlichen Betroffenen wird Krankheit chronisch.
Die Teilnahme am Berufs- und Sozialleben wird zunehmend
eingeschränkt und es kann zur Pflegebedürftigkeit kommen.

Ursachenmedizin und Schulmedizin – die Kombination macht den Unterschied

Die Forschung hat neue Erkenntnisse zu Ursachen und Therapien chronischer Erkrankungen gewonnen – auch bei ME/CFS
und Long-Covid. Neben der Schulmedizin rücken ursachenorientierte Ansätze zunehmend in den Fokus – mit vielversprechenden Ergebnissen.